Leserbriefe 60-2015
Sehr geehrte Damen und Herren,
erlauben Sie mir eine Anfrage betreffs des alten Friedhofs an der Flensburger Straße (auf dem Stadtplan von Schleswig von 1926 als „Militärfriedhof“ bezeichnet).
Seit meinem Abitur an der Domschule im Jahre 1953 bin ich leider nur noch selten in Schleswig gewesen. Anlässlich eines solchen Aufenthalts habe ich vor einiger Zeit den besagten Friedhof erneut aufgesucht und festgestellt, dass er erheblich verändert und in Stand gesetzt ist. Ein Grund meines Besuchs war die Erinnerung an eine Besichtigung durch meine Schulklasse unter Leitung unseres Lateinlehrers Faber, die vor etwa 65 Jahren stattgefunden hat. Dabei wurde die Geschichte dieses Friedhofs besprochen und u. a. auf die etwas separat stehenden muslimischen Grabstätten hingewiesen. Ich kann mich nicht genau erinnern, ob es sich um Gräber muslimischer Angehöriger der österreichischen Armee im 19. Jahrhundert oder vielleicht auch um solche von Kriegsgefangenen des 1. Weltkriegs gehandelt hat. Uns Schülern war diese muslimische „Enklave“ im christlichen Schleswig eine besondere Kuriosität. Bei meiner Inspektion neulich waren diese Gräber jedoch nicht mehr auffindbar.
Habe ich an falscher Stelle gesucht oder hat man diese Grabstätten im Laufe der vergan- genen Jahrzehnte aufgelassen, aus welchem Grund auch immer, oder hat möglicherweise eine Umbettung auf einen muslimischen Friedhof anderswo stattgefunden? Ich habe bereits mehrfach, aber unsystematisch, die Kärung dieser Sache versucht, aber bisher ergebnislos. Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie meine Anfrage freundlicherweise an eine kompetente Stelle weiterleiten könnten. Mein verstorbener älterer Bruder, Dr. Wolfgang Laur, war übrigens Vorsitzender Ihrer Gesellschaft.
Mit Dank vorab und freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Peter Laur, Jakobstraße 18, 52064 Aachen, Tel. 0241-65701
peter.laur@ac.rwth-aachen.de
Sehr geehrter Herr Laur,
haben Sie recht herzlichen Dank für Ihr Schreiben zum Soldatenfriedhof und den „muslimischen“ Gräbern. Nach Auskunft der vorzüglichen Schleswig-Kennerin, Frau Gertrud Nordmann, die auch ausführlich zu diesem Friedhof in den Beiträgen zur Schleswiger Stadtgeschichte publiziert hat, gab es tatsächlich ein Grab eines Moslems, des algerischen Scharfschützen Kalla Salah, der im Krieg 1870/71 verletzt wurde und an den Folgen im hiesigen Lazarett verstarb. Nachdem die durch einen Turban so auffällig gekennzeichnete Grabstele, dass der Friedhof zeitweilig im Volksmund als „Türkenfriedhof“ bezeichnet wurde, beschädigt war, wurde sie nach der Reparatur fehlerhaft zwischen den Spethmann‘schen Grabstelen wiederaufgestellt. Trotz Hinweises an die Schleswiger Werkstätten, die den Friedhof betreuen, wurde dieser Fehler bislang nicht korrigiert. Ursprünglich befand sich das Grab rechts neben der Kapelle.
Mit besten Grüßen
Prof. Dr. Rainer Winkler, Redaktionsleiter der Gesellschaft für Schleswiger Stadtgeschichte
Betr.: Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte Band 59/2014
Rainer Winkler
Das Paulihof-Areal, Geschichte, Gestaltung, Funktionen
Es ist sehr erfreulich, dass in diesem Beitrag der Garnisonsfriedhof an der Flensburger Straße ausführlich Erwähnung findet. Es ist wirklich traurig, dass er so ein Schattendasein führen muss, ist er doch eigentlich ein richtiges Geschichtsbuch und mit den Grabstelen von Karl Spethmann etwas ganz besonderes. Leider sind durch Vandalismus etliche Stelen beschädigt worden, d. h. sie wurden umgetreten oder abgebrochen. Beim Wiederaufstellen sind sie nicht alle wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückgekommen. Das ist nicht mehr zu ändern. Nur eine Grabstele ist völlig deplatziert: Die für Kalla Salah, Scharfschütze eines algerischen Regiments im Dienste Frankreichs, der am 21. Februar 1871 hier in Gefangen- schaft verstorben ist. Seine Grabstele, die fremdartig anmutet mit dem ausgeschnittenen Turban und dem Halbmond, steht jetzt inmitten der Spethmann-Stelen für die verstorbenen deutschen Soldaten von 1914/18. Der ursprüngliche Standort befand sich rechts von der Kapelle in der Nähe des Gemeinschaftssteins für die französischen Soldaten. Ich meine, Kalla Salah sollte seine Grabstele zurückbekommen.
Gertrud Nordmann
✩
Sehr geehrter Herr Dr. Winkler,
wie auf der Jahresmitgliederversammlung besprochen, sende ich einen Leserbrief zu dem von Herrn Reimer Pohl verfassten Bericht: Der Schleswiger Holzschnitzer Herbert Müller.
Der Artikel von Herrn Pohl weist auf die schönen Holzbilder im Schleswiger Straßenraum hin, die aber leider teilweise, aus welchen Gründen auch immer, verschwunden sind. Eine Ergänzung bedarf aber dieser Artikel. Es wird darauf verwiesen, das zeitgeschichtlich bedeutsam mit den Holzbildern auf Städte des ehemaligen deutschen Ostens hingewiesen wird. Dies gilt für die Danziger Str., die Stettiner Str., die Königsberger Str., die Breslauer Str. und die Memeler Str.. Anders als in dem Artikel dargestellt hat es aber nie Straßenbilder für die Schneidemühler Str., die Kösliner Str., die Kolberger Str. und den Allensteiner Weg gegeben.
Eckhard Haeger, Hermelinhof 9, 24837 Schleswig