Antworten auf eine Frage unseres Mitglieds S. Lawrenz
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Wie Sie wissen, hat Herr Lawrenz im letzten Heft "Mitteilungen" nach dem Bahnhof Klosterkrug (S. 17) gefragt.
Auf diese Frage kamen zwei Rückmeldungen, wobei die eine Rückmeldung nur aus der Frage bestand, ob es sich bei der Abbildung um den Klosterkruger Bahnhof handeln muss, während die andere Antwort, die von Herrn Dr. von Bassi, viel ausführlicher und vor allem illustrierter war.
Dr. Hasko von Bassi, Ratzeburg
Zur Lokalisierung des Bahnhofs Klosterkrug
In den Mitteilungen zur Schleswiger Stadtgeschichte (36, 2021, S. 17) wird die Frage aufgeworfen „Wo genau lag Schleswigs erster Bahnhof ‚Klosterkrug‘?“. Es ist zu befürchten, dass die Antwort lauten muss: „Nicht dort, wo der Verfasser oder die Verfasserin des Beitrags ihn vermutet.“
Die Fotos mit dem Mauerrelikt sind, wie beschrieben wird, westlich der B77 entstanden. Der Bahnhof Klosterkrug lag aber östlich der damaligen Chaussee von Rendsburg nach Schleswig, der späteren B77 und zeitweiligen Europastraße 3. Schon Wilhelm von Dreyers Landkarte „Dannevirke, Kurgraven og Östervolden“ von 1859/60 (auch abgedruckt bei Martensen 1995, S. 25) zeigt das deutlich: Der Bahnhof mit dem Kürzel „St.“ (für „Station“) ist scharf rechts der Chaussee platziert. Auch die in dem Beitrag erwähnte Skizze von Helgo Klatt (1957, S. 58) lokalisiert den Bahnhof östlich der Rendsburger Chaussee und so schließlich auch Ulrich Hübner (1987, S. 100).
Von diesem Bahnhof dürfte nichts mehr existieren. Die Karte von C. Sünksen „Das Dannewerk und Umgebung“ von 1903 (https://gerdtams.de/1008/wandern-auf-den-spuren-von-heinrich-philippsen/), die den ehemaligen Bahnverlauf gewissenhaft dokumentiert, hat bereits keinen Gebäudeeintrag auf dieser Straßenseite mehr. Später hat es in dem Bereich des Bahnhofs wohl Kiesabbau gegeben, der alle Spuren vernichtet haben wird.
Gegenüber auf der westlichen Seite der Straße lässt sich tatsächlich ein bedeutendes Relikt der ehemaligen Bahnanlagen finden. Es ist aber weniger spektakulär als ein Gebäuderest. Es handelt sich um den Bahndamm der ersten stillgelegten Bahnstrecke Deutschlands, auf dem bis 1869 die Gleise nach Oster-Ohrstedt und nach Schleswig lagen:
(Fotos: Dr. Reinhard Kirsch aus: Kirsch/von Bassi 2021)
Was nun den Mauerrest betrifft, der auf der westlichen Straßenseite zu finden ist, so wird er dem Klosterkrug selbst zuzuweisen sein oder der in der Nähe befindlichen sogenannten Klatt‘schen Halle. Der Klosterkrug wurde in den 1960er Jahren abgerissen, die Klatt’sche Halle in den 1990er Jahren (https://gerdtams.de/58204/klosterkrug/).
Auch wenn ich zu einer abweichenden Einschätzung gelange, herzlichen Dank für den kleinen Beitrag! Solche Fundstücke sind in jedem Fall sehr anregend.
Hübner, Ulrich, Die Kong Frederik VII. – Südschleswigsche Eisenbahn, in: Peter Ludwig Hahne (Hg.), Eider, Treene und Schlei. Der Reiseführer für die Schleswiger Landenge zwischen Nord- und Ostsee, Schleswig 1987, S. 90-102
Kirsch, Reinhard/Hasko von Bassi, Ländliche Eisenbahnen in Schleswig-Holstein. Relikte und Perspektiven – Teil I, in: Natur-und Landeskunde 128, 2021, S. 172-185
Klatt, Helgo, Vor 100 Jahren wurde die Stadt Schleswig an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Rückblick auf Beginn und Entwicklung des Eisenbahnverkehrs um die Stadt Schleswig, in: Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte 2, 1957, S. 53-63
Martensen, Wilhelm, Verkehrswege durch Busdorf, Busdorfer Chronik Teil V, 1995