Band 61-2016 - Schleswiger Stadtgeschichte

Gesellschaft für Schleswiger Stadtgeschichte e. V.
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Band 61-2016

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Editorial

Was macht eine Mannschaft, wenn der Kapitän von Bord geht? In der Regel wird sie weiter arbeiten und dabei so tun, als wenn der „Chef“ bald wieder zurückkehrt. Im Falle des von uns allen sehr geschätzten und vielfältig engagierten Redaktionsleiters Prof. Rainer Winkler trifft dies aber leider nicht zu. Er wird nicht wieder kommen. Mit seinen weitreichenden Kontakten hat Rainer Winkler die Beiträge zur Stadtgeschichte geprägt. Er war Motor unserer Redaktionsarbeit, engagiert, verlässlich und mit wachem, auf die Vergangenheit und Zukunft seiner Stadt gerichteten Blick. Die Beiträge zur Stadtgeschichte haben durch ihn ein neues Gesicht bekommen und wir wissen, dass er noch viel vorhatte.
Mit Bekanntwerden seines Todes haben wir sofort die Ärmel hochgekrempelt, ging es doch jetzt darum, auch ohne ihn einen für die Mitglieder und Leserinnen und Leser der Beiträge interessanten und informativen Band zusammenzustellen. Glücklicherweise lag ein Großteil der zu veröffentlichenden Aufsätze schon vor. Die Kontakte zu den Autoren waren rasch hergestellt und die Redaktionsarbeit, ruhend auf den Schultern von Claudia Koch, Wolfgang Thiele, Jürgen Rademacher und Dr. Matthias Schartl als neuem kommissarischen Redaktionsleiter, konnte beginnen.
Wir haben uns bemüht, eine bunte Mischung aus wissenschaftlichen Aufsätzen, Kurzbeiträgen und Lebensberichten zusammenzustellen. Dass in diesem Band nur die Fortsetzung der Jugenderinnerungen von Klaus Jürgen Laube Platz gefunden hat, ist allein dem Umstand geschuldet, dass uns in diesem Jahr keine weiteren Zuschriften erreicht haben. Deshalb möchten wir sie nochmals herzlich darum bitten, uns auch künftig Lebensberichte zur Verfügung zu stellen, erfreuen diese sich bei den Leserinnen und Lesern doch großer Beliebtheit. Zugleich enthalten sie eine Fülle sonst verlorener Informationen, und sie sind – auf lange Sicht gesehen – ebenso wichtige Quellen, die im Sinne der subjektiv geprägten „Oral History“ die in den Archiven verwahrten Dokumente ergänzen und mit Leben füllen.
In der Reihenfolge der im 61. Band der Beiträge aufgenommenen Aufsätze verfolgt Paul Nawrocki die Geschichte der steinernen Taufe im Schleswiger Dom, die ähnlich wie die Taufsteine im Lübecker und Ratzeburger Dom im 15. Jahrhundert verkauft wurde und sich – so seine Vermutung – heute in der Haddebyer Kirche befindet. Falk Ritter schlägt ein medizingeschichtliches Kapitel auf und erforscht mit Hilfe eines umfangreichen Datenmaterials die Gründe der Mortalität im Friedrichsberg des 17. und 18. Jahrhunderts. Bernd Philipsen, vormaliger Lokalchef der Schleswiger Nachrichten, widmet sich dem runden Geburtstag des Schleswiger Bürgervereins, der vor 150 Jahren in der Schleistadt gegründet wurde, dessen Wurzeln jedoch bis ins Revolutionsjahr 1848 zurückreichen. Anhand bisher nicht ausgewerteter stadtgeschichtlicher Quellen berichtet Matthias Schartl über das Leben an der Heimatfront im Ersten Weltkrieg und zeigt, von welch großer Not der Alltag der Zivilbevölkerung geprägt war. Der Essay des früheren Schulleiters der Gemeinschaftsschule Handewitt und langjährigen Kreistagsabgeordneten Hans-Werner Johannsen reicht fast bis in die Gegenwart hinein und stellt den Namenstreit um die Gallbergschule, die früher einmal „Asmus-Jakob-Carstens-Schule“ hieß, in den Mittelpunkt.
Jürgen Hoppmann versucht Licht ins Dunkle um die Namensgebung des Straßenzugs Lollfuß in Schleswig und Wesselburen zu bringen. Weitere kürzere Artikel, zum Teil mit persönlicher Note, liefern Peter Lehmann über das ehemalige Palais Dernath, Andreas Kunte über den „Schneckenberg“ und Andreas Heyer über den vergessenen Hafen im Tegelnoor. Im Rückblick wurde auf Wunsch vieler Mitglieder die beim Neujahrsempfang der Stadt und der Bürgervereine im Januar 2016 mit großem Interesse aufgenommene Rede des früheren Chefredakteurs des „Norschleswigers“ Siegfried Matlok für die Beiträge aufbereitet. Was den „Promi-Faktor“ betrifft war Matlok laut den Schleswiger Nachrichten nur „Diätkost“, angesichts der damaligen Entwicklung im deutsch-dänischen Verhältnis mit den wieder eingeführten Grenzkontrollen aber „genau der Richtige“. Den Abschluss des Bandes bildet die Rubrik Leserbriefe. Hier geben wir eine Reaktion der Archäologen des Archäologischen Landesamts über den in Band 60 veröffentlichten Aufsatz von Willi Kramer wieder, in dem dieser die neuesten Ausgrabungsergebnisse der Danewerkforschung in Frage gestellt hatte.
Im Layout haben wir einige Neuerungen vorgenommen. Auf den ersten Blick werden diese zwar kaum ins Auge fallen, doch erschien es uns im Sinne eines einheitlichen Erscheinungsbildes richtig, die Bildunterschriften und ebenso die in den Fußnoten aufgenommenen Anmerkungen zu vereinheitlichen. Jeder Aufsatz enthält zudem ein Abbildungsverzeichnis. Am Ende des Bandes finden die Autoren, die in den Beiträgen zukünftig veröffentlichen wollen, einen längeren Hinweis auf die Gestaltung ihrer bei uns einzureichenden Aufsätze. Bitte verstehen Sie diese Bemerkungen nicht als Bevormundung. Sie sind nicht mehr als ein Hilfsmittel, das uns ehrenamtlich tätigen Redaktionsmitgliedern die Arbeit erleichtern soll.
Bitte denken Sie daran, eine Mitgliederzeitschrift wie es die Beiträge zur Stadtgeschichte nun einmal sind, lebt entscheidend von den Mitgliedern, insbesondere von denen, die aktiv daran mitwirken wollen. Machen Sie daher mit bei der Gestaltung unserer Jahresbände. Dies können neben den schon erwähnten Lebensberichten auch – und vor allem – wissenschaftlich aufbereitete Aufsätze über die Stadtgeschichte sein. Aus leidlicher Erfahrung wissen wir, dass die Anzahl der Autoren, die bei uns veröffentlichen wollen, überschaubar ist. Über spontan eingereichte Aufsätze sind wir daher stets dankbar. Haben Sie also keine Scheu ihre Arbeiten einzureichen. Geschichte ist vielfältig, spannend und lehrreich und unsere Stadt steckt voller Themen, nicht nur aus der weit zurückliegenden Vergangenheit sondern auch aus jüngerer Zeit. Alle Redaktionsmitglieder stehen ihnen gerne hilfreich zur Seite, und denken Sie daran, die Informationen, die Sie liefern, sollen zwar exakt recherchiert sein aber ebenso auch Unterhaltungswert haben und von allen an der Stadtgeschichte interessierten Mitgliedern, die in der Regel Laien sind, mit Vergnügen gelesen werden.
Als wir die Redaktion übernommen hatten, waren wir uns nicht sicher, ob der 61. Band der Beiträge zur Stadtgeschichte rechtzeitig zu dem für sie gewohnten Zeitpunkt kurz vor Weihnachten fertig sein würde. Das uns dieses wider Erwarten doch gelungen ist, erfüllt uns mit großer Freude. So bleibt uns nur noch, Ihnen auch im Namen des Vorstandes viel Freude bei der Lektüre und ein ebenso erfolgreiches und glückliches Neues Jahr 2017 zu wünschen.
Wir sind gespannt auf Ihre Reaktionen und dankbar für jeden Hinweis. Nutzen Sie die Gelegenheit zum Kommentar oder zur Stellungnahme über den diesjährigen Band. Alles, was uns erreicht und was wir gerne in der Rubrik Leserbriefe auch öffentlich machen möchten, zeigt nicht nur, wie aktiv unsere Geschichtsgesellschaft ist, sondern ist für uns zugleich ein Ansporn, es beim nächsten Mal noch besser zu machen.

Ihr Redaktionsteam
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