Band 63-2018
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Editorial
Für den Band 63 der Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte ist es wiederum gelungen, renommierte und bekannte Autoren zu gewinnen, die mit neuen Erkenntnissen über die Vergangenheit unserer Stadt aufwarten. Zu Beginn des diesjährigen Bandes verweist der Landeshistoriker und Leiter der Abteilung Regionalgeschichte an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, Prof. Dr. Oliver Auge, mit seinem kürzlich auf einem wissenschaftlichen Fachsymposions gehaltenen und für die Beiträge überarbeiteten Vortrag auf die Bedeutung der kleinen nordfriesischen Gemeinde Schwabstedt, die gut 300 Jahre lang als mittelalterliche Residenz der Schleswiger Bischöfe diente. Das Wissen darüber ist allerdings aus dem allgemeinen Bewusstsein verschwunden. Über die Gründe kann man vielfach spekulieren, wobei dazu sicherlich auch das nahezu vollständige Verschwinden von Burg bzw. Schloss und Burg- oder Schlosskapelle in Schwabstedt beigetragen hat, die bisher eine eigentlich angezeigte archäologische Untersuchung des Geländes erschwert bzw. sogar ganz verhindert hatte.
Hexenverfolgungen in Europa sind eines der dunkelsten Kapitel in der europäischen Geschichte. Hexen, die auf Besen reiten und mit dem Teufel paktieren, gibt es natürlich nicht. Aber dieses Bild wurde einst geschaffen, um in der Zeit des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit unerklärlichen Dingen einen Namen zu geben. Wie der Hexenglaube auch in Schleswig einzog und hier unschuldige Frauen gepeinigt, gefoltert und schließlich hingerichtet wurden, dem geht Arne Suttkus in seinem Aufsatz nach, der vor allem auf im Kreis- und Stadtarchiv verwahrten Quellen beruht, die Dagmar Unverhau erstmals in den Beiträgen zur Stadtgeschichte 1978 röffentlichte und damit seinerzeit ein großes Echo hervorgerufen hatte.
Im Zentrum des Bandes stehen zwei epochale Ereignisse, die vor 170 bzw. vor 100 Jahren auch in Schleswig tiefe Spuren hinterlassen haben. Jürgen Hoppman beleuchtet die Revolutionsereignisse im Frühjahr 1848, für die er die Erinnerungen eines Zeitzeugen, des vom damaligen Volksmund als „Schleswiger Diktator“ bezeichneten Hardesvogts Ferdinand Jacobsen ausgewertet hat. Der Redaktionsleiter und Historiker Dr. Matthias Schartl widmet sich den Ereignissen der Novemberrevolution 1918/19 und vermittelt darin ein differenziertes Bild des im weltkriegsmüden Schleswig von Arbeitern und Soldaten getragenen Geschehens. Deren Initiative und Mut leistete auch hier einen Beitrag zum Sturz des kaiserlichen Obrigkeitsstaates und führte am Ende trotz zahlreicher Vorbehalte und Widerstände aus dem bürgerlichen Milieu im 8 sozialen und kulturellen Umfeld der Kleinstadtgesellschaft zur Etablierung funktionierender demokratischer Institutionen.
Anschließend und anknüpfend an einen im Herbst vergangenen Jahres gehaltenen Vortrag in der von der Gesellschaft für Stadtgeschichte ins Leben gerufenen Veranstaltungsreihe „Geschichte vor Ort“ beschreibt Paul Nawrocki die beiden rätselhaften Nebenfiguren des Bordesholmer Altars und kommt dabei zu dem Ergebnis, dass es sich bei diesen von Hans Brüggemann geschaffenen Figuren um König Salomon und die Königin von Saba handelt. Dem Wunsch vieler Teilnehmer, die an der Mitgliederversammlung 2015 im Landesförderzentrum „Hören und Kommunikation“ teilgenommen haben, kommt dessen Direktor Ingo Degner mit einer Biographie des Schulgründers und Vaters der Hörgeschädigtenpädagogik in Schleswig-Holstein, Georg Wilhelm Pfingsten, nach. Eine Forstsetzung seiner Forschung über Asmus Jacob Carstens präsentiert Hans-Werner Johannes mit einem Aufsatz, in dem er dessen Spuren bis nach Rom folgt. Hier wurde er nach seinem frühen Tod am 25. Mai 1798 auf dem nichtkatholischen Friedhof begraben und findet mit der dort noch heute erhaltenen Ruhestätte eine Würdigung, die dem großen Talent des in Deutschland meist vergessenen Künstler in außerordentlicher Weise gerecht wird.
In den Lebenserinnerungen entführt uns Wilfried Wendt in seine Schleswiger Jugendjahre als Schüler der Domschule und Mitbegründer der legendären „King Street Jazz College Band“. Herthamaria Jungmann beschäftigt sich mit ihrem Vater, dem Maler und Bildhauer Karl Spethmann, dessen Lebenswerk sich in Schleswig u. a. in einer Vielzahl von Grabdenkmälern wiederspiegelt.
Wie schon in den letzten Beiträgen haben wir auch für diesen Band im Layout einige vorsichtige Veränderungen vorgenommen, damit das Schriftbild noch klarer und für Sie lesefreundlicher hervortritt. Wir hoffen, dass Ihnen diese Verbesserungen gefallen. Den Autoren/innen haben wir herzlich dafür zu danken, dass sie uns ihre Aufsätze zur Verfügung gestellt haben. Im Namen des Vorstandes wünschen wir Ihnen, liebe Mitglieder und liebe Leserinnen und Leser, eine anregende Lektüre. Wie immer freuen wir uns über ihre Kommentare und Zuschriften.
Ihr Redaktionsteam