2016 Schrott schreibt Geschichte
Aktuelles
Vortrag am 21. November 2016 im Stadtmuseum in Schleswig
Das Stadtmuseum Schleswig in Kooperation mit der Gesellschaft für Schleswiger Stadtgeschichte hatte kürzlich im Schleswiger Stadtmuseum zu einem Vortrag geladen, der spannende aber auch ungewöhnliche Momente aus der Arbeit von Unterwasserarchäologen schilderte. Die kommissarische Museumsleiterin Dr. Dörte Beier sowie der Vorsitzende Klaus Nielsky begrüssten die interessierten Zuhörer. Der Referent Dr. Jörg Ewersen berichtete unter der Überschrift „Schrott schreibt Geschichte“ über verschiedene Funde, die während der baubegleitenden archäologischen Arbeiten an der Seekabeltrasse „Westlicher Adlergrund“ zwischen Rügen und Bornholm gemacht wurden.
Das erste Ziel der Arbeiten war aber die Beräumung der am Meeresgrund liegenden Kampfmittel. Dies geschah im Offshore-Bereich mit Hilfe eines ROV, eines ferngesteuerten Unterwasserroboters und im Flachwasser durch Taucher, deren Einsatz in etlichen Fällen mit Lebensgefahr verbunden war.
Diese Bergungen förderte jedoch auch unzählige Objekte an die Wasseroberfläche, die von kulturgeschichtlicher oder technologisch-historischer Bedeutung waren. Hierzu gehörten nicht nur die alltäglichen Dinge des Seeverkehrs der letzten Jahrhunderte, die in die Ostsee entsorgt wurden. Vielmehr wurden besonders etliche abgestürzte Seezielflugkörper aus der Versuchsanstalt der Luftwaffe in Peenemünde West an die Meeresoberfläche geholt. Unter anderem gehörten hierzu auch Flugkörper, die weltweit nur noch in Einzelstücken erhalten sind und als absolute Rarität bezeichnet werden können. Zudem schilderte Ewersen weiterhin eindrucksvoll, in welchem breiten Spektrum die Zeugnisse vergangener Seefahrten und Seegefechte bis ins 17. Jhd. zurück am Meeresgrund lagen. Hierzu gehörten nicht nur verlorenen oder entsorgte Schiffsteile wie Anker oder Positionslaternen. Auch eine breite Palette von Kanonenkugeln historischer Segelkriegsschiffe und ein bislang nur einmalig erhaltenes Warzengeschoß aus der Mitte des 19. Jhd. wurden gefunden. Abschließend widmete sich Ewersen noch verschiedene Ankerfunde, von denen einige bis in die Anfangszeit der Städtehanse ins 13. Jhd. zurückreichten.
Die Reihe der Veranstaltungen „Geschichte vor Ort“ wird auch im kommenden Jahr fortgesetzt.