Leserecke 59-2014 - Schleswiger Stadtgeschichte

Gesellschaft für Schleswiger Stadtgeschichte e. V.
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Leserecke 59-2014


Das FKKZ

Viele werden mit diesem Kürzel wenig anfangen können, das für „Freies Kultur- und Kommunikationszentrum“ steht. Es ist Arne Jöhnk, dem jetzigen Leiter Jan Friedrich Dünne und dem Entgegenkommen von „team vivendi“ zu danken, dass im Rahmen des Bundesprogramms „Jugend belebt Leerstand“ ein Komplex leer stehender Kasernenbauten am Ostrand der Freiheit als kulturelle Begegnungs- und Aufführungsstätte überaus sinnvoll umgenutzt werden konnte. Dabei handelt es sich um die ehemaligen Bauten Q 18, 19 und 35 (s. Tams, Abb. 1, d. H.). Größtenteils in Eigenleistung wurden die drei einen Platz umstehende Gebäude hervorragend wiederhergestellt. In der Wüstenei der östlichen Freiheit bilden sie eine gepflegte Milieu-Insel, die als Einziges noch eine Vorstellung der früheren Nutzung ergibt, zumal sich auch in der Umgebung noch gut erhaltene Mannschaftsunterkünfte finden und der nahe gelegene Bau Q 23 als Meditationszentrum „Kloster“ weiter genutzt werden soll. Die andernorts verbliebenen Solitäre (s. Beitrag Tams d. H.) vermögen dies nicht. Darum und wegen der Bereicherung der kulturellen Szene gerade auf dem Gebiet der wegen fehlender Raumangebote oft deӿzitären Jugend(musik)kultur, muss alles getan werden, der Einrichtung und, wenn möglich, dem erweiterten Ensemble Dauer zu verleihen.

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Schleswig baut

Mit der Übernahme der Redaktionsleitung habe ich diese Rubrik eingerichtet, einerseits als Information für unsere zahlreichen auswärtigen Mitglieder, aber auch für die hiesigen, um für einen qualitätsvollen Umgang mit Erhaltung und Neugestaltung zu sensibilisieren. Jedem innerstädtischen Neubau geht regelhaft ein Abriss voraus. Was hier ansteht, hat beachtliche Dimension und trifft stadtbild-prägende Bauten wie das Theater, das „Stadt Hamburg“, das Karstadtgebäude, den größten Teil der Freiheit, eventuell auch Nootbaar und jetzt die „Schmid-Villa“. Die sich an Letzterem entzündende heftige Diskussion zeigt, wie sehr Stadtgestaltung ein beträchtliches Anliegen ist. Das ist zunächst sehr erfreulich. Dabei wird erkennbar, dass die meisten weniger die Sorge um diesen nicht einmal 15 Jahre alten, kaum genutzten Bau umtreibt, als vielmehr die um die Neubebauung. Innerstädtische Lückenschließungen sind immer ein Problem. Vom Neubau erwartet man ebenso Anpassung wie moderne Gesinnung, doch wie weit darf diese gehen? Soll sie gar einen bewussten Kontrast setzen wie die Hypo-Vereinsbank im Stadtweg? Wie steht es um die Materialwahl? Verlangen sie nicht nach geschlossenen Fronten im Wechsel von ortstypischer giebel- und traufseitiger Bebauung, wie sie in der Friedrichstraße gelungen ist, gerade in zentraler Lage? Fällt heutigen Architekten nichts anderes ein als Kubus mit Staffelgeschoss? Wichtigstes Kriterium ist freilich allemal die Einhaltung des Maßstabs. Was Maßstabssprengungen bewirken, ist in der Fischbrückstraße zu besichtigen. Daran vor allem wird man das Projekt auf dem „Schmid-Areal“ messen. Wenn hier 5(!) Stockwerke in der Planung sind, ist dies absolut indiskutabel, erfreulich, dass der Vorsitzende des Bauausschusses, Klaus Bosholm, bereits signalisiert hat, dass dies mit ihm nicht ginge. So besehen sind die dieses Jahr vorzustellenden Bauten in jedem Fall gelungen.

Neues Krankenhaus
Im Rohbau fertiggestellt ist das neue Krankenhaus, das vom Volumen größte, je in Schleswig erstellte Bauwerk. Dass es gleichwohl nicht erdrückt, sondern sich geschickt einfügt, ist einerseits der Auflösung der Baumasse in drei, nach Westen hin sich leicht spreizende Flügel, die im Osten galerie-artig eingeschossig verbunden werden, vor allem aber auch der Hanglage geschuldet, die hier eine 5-geschossige Bauweise erlaubt, während zur St.-Jürgener-Straße hin eine 3-geschossige Bebauung die Firstlinien der Gegenseite nicht übersteigt, da auch hier die Zufahrt abgesenkt werden konnte, was wiederum auch die Baumasse kaschiert. Ein Glücksfall für die späteren Patienten ist die Ausstrahlung der Bettenflügel zum Parkgelände am Mühlenbach, das kaum tangiert wurde, aber auch die stadtnahe Lage an einer Ausfallstraße zur stadtnahen Umgehungsstraße.

Gottorfstraße
Nördlich des Kleinbergs sind zwei größere schlichte Büro- und Wohnbauten entstanden. Mit ihrer Ausrichtung der Giebel zur Straße und im Format zitieren sie das benachbarte ehemalige Amtshaus und bilden damit ein ansprechendes Ensemble.

Königsberger Straße
Im Vorfeld gab es heftige Diskussionen um Gebäudehöhen und -stellung. Der gefundene Kompromiss ist ein bemerkenswert gelungenes Beispiel einer innerstädtischen Wohnumfeldverbesserung. Zwar ist zu bedauern, dass mit den vorbestehenden langen, in die Tiefe ziehenden Zeilenbauten ein typisches Beispiel des Wohnungsbaus aus der frühen Nachkriegszeit verschwunden ist, doch muss man auch anerkennen, dass diese Bauten heutigen Wohnansprüchen nicht mehr genügen konnten und nicht zu sanieren waren. Um so mehr erfreut das Resultat. Geschützt durch zwei straßenparallele Zeilenbauten (außerhalb des Bildes rechts entsprechend dem Zeilenbau im Hintergrund) ist ein attraktiver Innenhof entstanden, den mit flachen Pultdächern gedeckte Reihenhäuser umschließen, die sich mit Terrassen zum Innenhof öffnen. Ein zusätzlicher Kinderspielplatz bereichert den Wohnwert. Störendes „Blech“ bleibt größtenteils außen vor.

Famila-Markt
Mit ihm ist ein weiterer innerstädtischer Funktionsbau entstanden, der sich recht unauffällig an die Schwimmhalle anschließend einfügt, ohne die dahinterliegenden denkmalgeschützten Bauten und den Hesterbergpark zu sehr zu bedrängen. Städtebaulich war hier ohnehin wenig zu verderben. Mit der Schwimmhalle und ihrem großen Parkplatz, dem schlichten Kubus des Polizeireviers und der breiten Eingangssituation zum Hesterbergklinikum verleihen der riesige Parkplatz und die in die Tiefe ziehende schlichte Mauerwand der innerstädtische Friedrich-Ebert-Straße das Ambiente eines vorstädtischen Gewerbegebietes – und dies im Bereich eine der besten städtebaulichen Leistungen, der von Julius-Petersen konzipierten Neustadt; wenigstens ist der benachbarte Hindenburgplatz nach ihm umbenannt worden. Angesichts des heute für notwendig erachteten Flächenbedarfs derartiger Supermärkte scheint man dies hinzunehmen, um eine fußläufige innerstädtische Versorgung sicher zu stellen. Nur selten lassen sie sich so geschickt verbergen wie im Friedrichsberg. Das Gegenteil ist am Gallberg zu besichtigen, wo für eine Parkplatzzufahrt eine breite Schneise in die Platzwand geschlagen wurde.


Diese Märkte folgen alle der Philosophie, den Kunden vom Eingang zum Ausgang durch alle Abteilungen zu schleusen, um ihn zu ungeplanten Einkäufen zu verleiten, was im neuen Markt auch vorzüglich gelungen ist. Von daher kennen sie alle keinen zweiten Stock. Innerstädtisches Bauen aber heißt Verdichtung durch Bauen in die Höhe. Dies freilich führt zu Geschäftshaustypen, für die heute keine Verwendung mehr gesehen wird. Der andauernde Leerstand des Karstadt-Gebäudes, aber auch von Nootbar machen dies nur zu deutlich. Eine überzeugende Lösung für dieses Dilemma steht noch aus.

Mühle auf der Freiheit
Sie soll ein „Hingucker“, eine Attraktion sein, diese Holländermühle am Ostende der Freiheit. Dass sie ohne historisches Vorbild ist und lediglich ein Pendant in der prominent gelegenen ehemaligen Fahrdorfer Mühle hatte, mag man verschmerzen. Kritik entzündete sich an der Wahl moderner Aluminiumflügel. Da auch gedacht ist, sie in Betrieb zu nehmen, kann man ihrem Erbauer diese Wahl zugestehen, schließlich handelt es sich nicht um eine Rekonstruktion. Lobenswert sind die stilistische Anpassung des Müllerhauses an die Erbauungszeit der Mühle und die Komplettierung des Ensembles durch einen Holzschuppen.

Das FKKZ
Viele werden mit diesem Kürzel wenig anfangen können, das für „Freies Kultur- und Kommunikationszentrum“ steht. Es ist Arne Jöhnk, dem jetzigen Leiter Jan Friedrich Dünne und dem Entgegenkommen von „team vivendi“ zu danken, dass im Rahmen des Bundesprogramms „Jugend belebt Leerstand“ ein Komplex leer stehender Kasernenbauten am Ostrand der Freiheit als kulturelle Begegnungs- und Aufführungsstätte überaus sinnvoll umgenutzt werden konnte. Dabei handelt es sich um die ehemaligen Bauten Q 18, 19 und 35 (s. Tams, Abb. 1, d. H.). Größtenteils in Eigenleistung wurden die drei einen Platz umstehende Gebäude hervorragend wiederhergestellt. In der Wüstenei der östlichen Freiheit bilden sie eine gepflegte Milieu-Insel, die als Einziges noch eine Vorstellung der früheren Nutzung ergibt, zumal sich auch in der Umgebung noch gut erhaltene Mannschaftsunterkünfte finden und der nahe gelegene Bau Q 23 als Meditationszentrum „Kloster“ weiter genutzt werden soll. Die andernorts verbliebenen Solitäre (s. Beitrag Tams d. H.) vermögen dies nicht. Darum und wegen der Bereicherung der kulturellen Szene gerade auf dem Gebiet der wegen fehlender Raumangebote oft deӿzitären Jugend(musik)kultur, muss alles getan werden, der Einrichtung und, wenn möglich, dem erweiterten Ensemble Dauer zu verleihen.

Domschule
Was sofort ins Auge springt, ist die Farbgebung: ockerfarbene Bänder durchziehen die braunen Anteile, denen der hellgrau und anthrazit-farben changierender Hauptblock gegenüber gestellt ist. Alarm-rote bzw. grüne Farbfelder sorgen für zusätzliche Spannung. Versatz, Staffelung und eine umlaufende Terrasse lösen die Baumasse geschickt auf, insgesamt ein zeitgemäßer qualitätsvoller Funktionsbau, der zurücktritt, ohne die dominierende neugotische Erscheinung des Hauptbaus zu stören.

Dänischer Ruderclub
[image:image-7]Als Ersatz für den instabil gewordenen Vorgängerbau errichtete der dänische Ruderclub einen zweigeschossigen Kubus in den dänischen Landesfarben. Bemerkenswert ist das Raumprogramm mit einem großen, multifunktional nutzbaren Saal im Obergeschoss, mit einer Balkonterrasse sich zur Schlei öffnend, der als interkultureller Veranstaltungsort genutzt werden soll – ein Vorhaben, dass angesichts der noch zu oft zu beobachtenden Abschottung der Minderheit sehr zu begrüßen ist.






Die Buchhinweise zu den Texten finden Sie am
Ende der Seite “Leserbriefe”

Was sofort ins Auge springt, ist die Farbgebung: ockerfarbene Bänder durchziehen die braunen Anteile, denen der hellgrau und anthrazit-farben changierender Hauptblock gegenüber gestellt ist. Alarm-rote bzw. grüne Farbfelder sorgen für zusätzliche Spannung. Versatz, Staffelung und eine umlaufende Terrasse lösen die Baumasse geschickt auf, insgesamt ein zeitgemäßer qualitätsvoller Funktionsbau, der zurücktritt, ohne die dominierende neugotische Erscheinung des Hauptbaus zu stören.

Dänischer Ruderclub
Als Ersatz für den instabil gewordenen Vorgängerbau errichtete der dänische Ruderclub einen zweigeschossigen Kubus in den dänischen Landesfarben. Bemerkenswert ist das Raumprogramm mit einem großen, multifunktional nutzbaren Saal im Obergeschoss, mit einer Balkonterrasse sich zur Schlei öffnend, der als interkultureller Veranstaltungsort genutzt werden soll – ein Vorhaben, dass angesichts der noch zu oft zu beobachtenden Abschottung der Minderheit sehr zu begrüßen ist.




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